Das heutige Programm bestand aus der Stadtbesichtigung von Udine, unserer letzten grösseren Stadt auf unserer Reise.
Nun die Stadt ist in etwa so überschaubar, wie ein Gericht der nouvelle cuisine. Sie hat eine mehr oder weniger verkehrsbefreite Fussgängerzone, schöne Arkaden, Bars und Kneipen ohne Ende.
Hat trotzdem Spass gemacht, weil die Temperaturen im Moment bei angenehmen 26 Grad liegen.
schöne Arkaden
In Italien habe ich übrigens die idealen Herren Modegeschäfte gefunden. Hier kannst du in ein Bekleidungsgeschäft gehen und sagen…einmal das Komplette von der Schaufensterpuppe bitte…von der Jacke über Pullover, Hemd, Kravatte, Socken und Schuhe…alles aus einer Hand…ideal für den einfach gestrickten Herrn wie ich.
Nachdem wir gestern Abend auch wieder rund 3 Stunden diniert hatten, folgte noch ein ebenso spezielles Frühstück. Das Agriturismo ist alles andere als gewöhnlich.
Zeit Abschied zu nehmen und den Weg nach Udine unter die Räder zu nehmen. Udine in der Region Friaul, ist nun die letzte grössere Stadt auf unserer Reise.
Der Passo di Mauria und der Passo Rest sollten uns wieder ein bisschen Kurvenfeeling vermitteln. Unser Vorhaben endete jedoch schon nach 75km, als wir vor einer gesperrten Zufahrtsstrasse zum Passo di Mauria standen. Ein LKW hatte sich überschlagen und somit war der Pass nicht befahrbar. Navi konsultiert und eine mögliche Umfahrung bekommen…
An Belluno vorbei……Richtung CortinaSchöne Landschaften……und breite Flussbetten
Doch auch diese Möglichkeit blieb uns verwehrt…Das Militär veranstaltete auf dieser Strasse eine Übung und der Zugang war gesperrt. Eine nächste Alternative gesucht und auch gefunden. Der Weg führte uns nördlich über Sappada, Tolmezzo nach Udine.
Eine Stadtmauer in Venzone weckte unser Interesse. Kurz umgekehrt und in das sehr kleine Städtchen gefahren. Dieses wurde bei einem Erdbeben 1976 beinahe dem Erdboden gleichgemacht. Danach wurde es so wieder aufgebaut, wie es im Mittelalter aussah. Venzone wurde danach zum Nationaldenkmal erklärt und ist heute die letzte befestigte Stadt aus dem 14. Jahrhundert.
Bilder aus VenzoneMahnmal an das Erdbeben von 1976
Mit uns haben dieses Vorhaben auch etwa 50 Fahrradtouristen gemacht. Alle mit Seitentaschen, Navi und Elektroantrieb ausgerüstet, man könnte meinen sie seien tausende von Kilometer unterwegs.
ein Exot unter……den Zweirädern
Eine nähere Befragung von Google ergab, dass Venzone auf der Strecke des Alpe-Adria-Radweg liegt.
Was soll ich sagen, ob Motorrad- oder Fahrradfahrer….alles Silberrücken.
P.S. Etwa 5km weiter, stand der Reisecar mit Anhänger für die Radler.
Wie gestern schon erwähnt, ist die Gegend meiner weltbesten Sozia wohl bekannt. Durch die zweite Staatsbürgerschaft wurde sie zur Bürgerin von Lentiai. Grund genug für uns, diesen Ort und bekannte Gesichter zu besuchen.
Noch ein kurzer Halt……beim Restaurant Baiocco……und im Maiensäss
Da am späteren Nachmittag Gewitter aufzogen, haben wir die Zeit genutzt um die Streckenführung der restlichen Tage im Navi zu programmieren.
…oha…Wolken und……Regen im Anmarsch
Unser Agriturismo heisst „Bon Tajer“ was soviel bedeutet wie eine gute Wurst- Käseplatte.
Vor zig Jahren, fing einer an, als Gastgeschenk ein solches Servierbrett zu bemalen. Dem folgten weitere Gäste und Künstler aus aller Welt, so dass wohl gegen 300 solcher Tagliere im Essraum aufgehängt sind.
Der ganze Raum…ist voll von diesen Tagliereeinige ganz spezielle Exemplare
Heute führte uns der Weg nordwärts. Der Monte Grappa und der Passo San Boldo sollten die Höhepunkte des heutigen Tages sein.
Als wir losfuhren sahen wir vor uns etwas Gewölk und hinter uns eine dunkle Gewitterfront. Somit alles im Lot beim Fahrer und der WbS.
An Padua vorbei, bis nach Bassano del Grappa war die Fahrt eher langweilig, aber der Aufstieg zum Monte Grappa erfreute das einfache Motorradfahrer-Herz wieder.
beachte das Schild und das FahrzeugBlick zurück……in die Ebene
Auf dem Monte Grappa befindet sich eines der bedeutendsten Militärdenkmäler des ersten Weltkrieges. Das Denkmal enthält Gräber von 22950 Soldaten. Im Nordsektor liegt das österreichisch-ungarische Beinhaus mit 10295 Toten und im Südsektor sind 12655 Italiener beerdigt.
Der untere Teil der Anlage war gesperrt und der obere Teil hüllte sich zeitweise in dicken Nebel.
Bergwärts……bis zur……BergspitzeKriegsdenkmal von der Seite……und von oben (Internetfoto)
Auf engsten und verwinkelten Strässchen waren wir wieder einmal Mutterseelen allein unterwegs.
schmale Strassen……tiefe Abgründe
Ab Valdobbiadene bewegten wir uns ein paar Kilometer auf der Strada del Prosecco. Eine wunderbar schöne Gegend.
Wolken hängen noch etwas tief……doch auf der Strada del Prosecco lachte auch die Sonne
Kurz vor unserem Agriturismo meisterten wir auch den Passo San Boldo…inklusive einem Foto. Die Trassenführung der Südrampe, in einem von nahezu senkrechten Felswänden abgeschlossenen Tal, ist einzigartig und sehenswert. Nur durch fünf in den Fels gesprengte Kehrtunnel und über sechs Brücken kann die Passhöhe erreicht werden.
Südrampe Passo San Boldo
Eine angenehme Überraschung bot das Agriturismo Bon Tajer in Colderu. Die Gegend ist für die WbS kein Neuland. Die Zimmer sind neu gemacht und auf alt getrimmt. Sehr stilvoll…
Die Halbpension besteht aus einem Überraschungsmenu bestehend aus 6 Gängen…Was soll ich sagen…schon viel erlebt, schon viel gegessen…aber das verdient die note 10+++
Vom Brot über die Butter, Vorspeise bis zum Dessert wurde alles im Haus produziert. Jedes Gericht für sich wurde speziell präsentiert… Ich glaube ich bleibe für den Rest meines Lebens hier🤔
Heute am italienischen Tag der Republik besuchten wir Venedig. Dies bot sich an, da vor unserem Hotel die Linie 11 Chioggia – Venedig startet.
Zuerst mit der Fähre nach Pellestrina, umsteigen in einen neuen batteriebetriebenen Bus bis nach Santa Maria del Mare. Dort fährt dieser auf eine Fähre und nach kurzer Zeit ist man in Alberoni. Von der Fähre runter und bis zum Lido di Santa Maria Elisabetta. Weiter gings mit dem Boot via Markusplatz zur Rialto-Brücke, wo wir nach ca. 75 Minuten ausstiegen. Ganz abwechslungsreich und effizient…
Bus auf der Fähre……Markusplatz in Sicht…
Ein Besuch im da Vinci Museum zeigte, dass dieser Mann ein wahres Genie war. Egal ob zeichnen, bildhauen, malen, konstruieren, der konnte einfach alles. Zu guter letzt fertigte er noch genaue anatomische Zeichnungen an.
Das Genie……seine Kostruktionen……und Zeichnungen
Nach dem Museumsbesuch spielten wir ein bisschen Tourist und liessen uns durch die Gassen treiben.
wir waren aber nicht ganz alleine daBasilika di San MarcoPalazzo Ducalewichtiger Hinweis in der Herrentoilette
wir sahen noch eine weitere Weisheit;
Arbeite jeden Tag, mach keine Ferien, sei sparsam, dann bist du der Reichste auf dem Friedhof.
Heute sind wir nur einen kleinen Katzensprung von Padua entfernt, nämlich in Chioggia. Über das Wochenende geniessen wir zum letzten mal die Meeresbrise, bevor es nordwärts wieder in die Berge geht. Kommt dazu, dass morgen noch Nationalfeiertag ist…mal sehen ob ich die Italienische Nationalhymne singen muss.
Nach einem kleinen „Schlenkerli“ via Vicenza, parkten wir unser Motorrad am früheren Nachmittag vor dem Hotel Grande Italia.
Vicenza beflaggt……für den NationalfeiertagDenkmal für die Gefallenen im Krieg
Zwischendurch wurden wir noch kurz ausgebremst. Ein orange gekleideter Herr zog Schranken vor unserem Motorrad nieder und verhinderte so die Weiterfahrt…Kopschütteln und GRMPFL😤💥 unsererseits war die Reaktion…doch dann drehte sich die Strasse auf die Seite und ein Ausflugs-Schiff zog vorbei…machte Sinn, dass wir an der Durchfahrt gehindert wurden.
Orange Person hält uns auf……35km vor dem Ziel……Schiff hat Vorfahrt
Zeit um die Sonne zu geniessen und den Tagesbericht zu schreiben.
Eine Sehenswürdigkeit fehlte noch in unserer Sammlung…die Scrovegni Kapelle.
Scrovegni Kapelle……mit Park
Diese wurde 1302 bis 1305 erbaut. Giotto die Bondone stattete von 1304 bis 1306 die Wände und das Gewölbe mit 38 Fresken aus. Die Bilder zeigen Szenen von Joachim und Anna und deren Tochter Maria sowie aus dem Leben Jesus, Sohn von Maria.
Auch wenn ich mit Kirche und Kunst nicht viel am Hut habe, so war ich doch sehr beeindruckt von dem Können der damaligen M(eister.
Die Fresken sind in drei Reihen angeordnet
Vor allem beeindruckte mich die Darstellung des jüngsten Gerichts…Himmel oder Hölle. Als die Medien noch nicht in sekundenschnelle reagieren konnten, musste diese Darstellung wohl tiefe Spuren bei den Menschen hinterlassen haben.
ungemütlicher Ortfast dreidimensional
Die Fresken leiden durch Gebäude- und Umweltschäden, so dass die Kapelle seit dem 19. und 20. Jahrhundert restauriert wurde. Nur einer begrenzten Besucherzahl wird der Einlass gewährt und dies auch nur für 20 Minuten.
Das anschliessende Museum zeigt sehr viele und sehr alte Gegenstände. Wie schon mehrmals erwähnt…die Handfertigkeit unserer Vorfahren war enorm.
Töpfer-……Steinmetz-……und Glaskunstmuss wohl aus einer antiken Espresso-Bar stammen
Zum Abschluss unserer Tage in Padua, genehmigten wir uns das bekannte Nafta Eis…klassisches Eis mit Sahne und Amarenalikör und oben auf ganz genau zwei Amarenakirschen…Dies wird seit 1980 in einem Gusseisenkiosk aus dem 19. Jahrhundert verkauft.
Tradition seit 1980……Nafta Eis…einfach herrlich
Zwei Sachen fielen auf…wir sind mit den öffentlichen Verkehrsmitteln in die Stadt gefahren. Die Chauffeure möchten wohl mit ihrem Fahrstil die Passagiere vertreiben. Gas geben und Bremsen wie Valentino Rossi…Zudem sind die Fahrzeuge dermassen überfüllt, dass das Ein- und Aussteigen einem NFL-Football Spiel ähnelt…Defensive gegen Offensive.
In Parma und in Padua wird der Aperol-Sprizz hektoliterweise ausgeschenkt…Klar, dass jeder Barbestizer einen Ferrari oder Lamborghini fährt.
Trotzdem…Padua hat uns mit seiner Historie und seinem Charme bezaubert und ist auf jeden Fall eine Reise wert.
Heute stand die Stadtbesichtigung vom Padua auf dem Programm. Mit dem Bus ins Zentrum gefahren. Unser erstes Ziel, die Kirche Santa Giustina. Sie gehört zu den grössten Kirchen der Welt.
Doch kurz vor der Kirche, bremste uns ein veritabler Regenguss aus. Es blieb uns nichts anderes übrig, als in einem Bistro für fast 2 Stunden auszuharren…es gibt Schlimmeres.
Regen in……rauhen Mengen
Da der Regen nicht aufhören wollte, fuhren wir zurück ins Hotel und zogen die Regenklamotten an. So ausgestattet kehrten wir zurück und besichtigten die Kirche. Sie ist zwar gross und besitzt im Innern 20 Kapellen, aber es gibt Schönere.
Basilika Santa Giustina……gross, aber eher nüchtern
Ein paar hundert Meter entfernt, steht die Kirche des heiligen Antonius…allen aus unserer Familie sicher wohlbekannt. Ebenfalls ein monumentales Bauwerk, mit dem Grab des heiligen Antonius als Mittelpunkt.
Grab des hl. AntoniusModell der ganzen Anlage
Nach dieser Besichtigung, hatte der Wettergott Erbarmen mit uns (bei soviel Besuch in den Gotteshäusern) und der Regen liess nach. Somit stand dem Gang durch den botanischen Garten nichts mehr im Weg.
Dieser wurde 1545 als weltweit erster und bis heute grösster botanischer Garten angelegt. Anfangs diente er vor allem der Erforschung der medizinischen Wirkung von Pflanzen. Unter zahlreichen historischen Bäumen ist die sogenannte „Goethe Palme“ der Star. Sie wurde 1585 gepflanzt….ich hoffe einige der Bäume in unserem Wald erreichen das selbe Alter….
im Glashaus, die Goethe-PalmeFächerahorn
Zur Aperozeit zeigte sich auch die Sonne noch kurz. Beim Spaziergang durch die Gassen fanden wir einen absolut tollen Laden…bei uns hiessen die früher Eisenwaren-Laden. Vom Werkzeug bis zum Steakmesser war alles vorhanden. Die Auswahl bestand aus sehr hochwertigen Stücken, die auch nicht gerade billig waren. Es war mir ein Anliegen, dem Besitzer ein Kompliment für sein aussergewöhnliches Verkaufslokal zu machen. Dieser freute sich so sehr, dass er mir noch ein Geschenk als Erinnerung mitgab.
eines der schönsten Verkaufslokale
Ein weiterer Höhepunkt ist der Prato della Valle. Die „Wiese“ gehört mit 90’000 m2 zu einem der grössten innerstädtischen Plätze Europas und natürlich ein weiteres UNESCO Weltkulturerbe.
Prato della Valle
In der Gasse, trafen wir auf eine Menschenkolonne vor einer Pizzeria…muss ganz was Spezielles sein. Naja…der Letzte wird wohl erst gegen Mitternacht bedient.
Geduld ist gefragt
Auf dem Weg zum Hotel hörten wir noch Musik…Ein Duo spielte in einem Restaurant…Grund genug für uns noch einen Amaro (Digestif) zu genehmigen.
Auf der Fahrt nach Padua, machten wir noch einen Stopp in der Mosaikstadt Ravenna. Diese Stadt beherbergt ein weiteres UNESCO Welterbe. Es handelt sich hierbei um acht Baudenkmäler, welche mit gewaltigen Mosaiken ausgestattet sind. Nebenbei findet man überall auch neue Mosaikkunst.
Strassennamen schön beschildert
Wir besuchten die Basilica di San Vitale, welche 537 – 547 gebaut wurde. Dieser achteckige Bau ist von aussen schon recht eindrücklich anzusehen, aber wenn man einmal drin ist, kommt man aus dem Staunen nicht mehr heraus. Der gewaltige Innenraum ist mit Mosaiken und Fresken verziert.
Basilika di San Vitale von aussen……und von innen
Nach soviel Schönheit gönnten wir uns eine kleine Pause in einem Bistro, welches durch sein speziell schönes Logo an der Wand auffiel.
Der Tag begann mit einem sehr guten und ausgiebigen Frühstück. Unser Plan Ravenna zu besuchen schmissen wir über Bord. Heute wollten wir Strand, Meer und Jacuzzi geniessen.
Nach einem langen Strandspaziergang, genehmigten wir uns einen Apéro, danach zurück zum Hotel. Auf dem Dach befindet sich die Bar und ein Jacuzzi….Völlig alleine und mit Blick auf das Meer sassen wir im warmen Wasser… beim Fleisch würde man von „sous vide Garen“ sprechen.
zuerst ins Wasser……danach Weiterreise planen……alles erledigt
Nächster Punkt Apéro…Zum Bier gab es einige Kleinigkeiten…jedes für sich eine Leckerei.
Bar am Nachmittag etwas leer……doch wir sind am Start
Nach dem Apéro kam der Hunger…Spaghetti Carbonara e una Coca Cola…stimmte nicht ganz…es wurde Rotwein getrunken.
Danach ein Amaro in der Hotelbar…dank des gesprächigen Barkeepers wurden es deren drei….